Digitale Panikaußerhalb des Kreises

Choreographic Camouflage

2021 Von Liam Young
Ein Standbild aus einem Video von zwei Tänzern. Einer der Tänzer ist im
90-Grad-Winkel nach vorne gebeugt, der zweite Tänzer liegt auf dem Rücken,
die Beine in der Luft. Zusammen bilden sie ein geometrisches Bild.
Liam Young in Zusammenarbeit mit Jacob Jonas, Standbild aus dem Video Choreographic Camouflage, 2021. Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers.

Liam Youngs Choreographic Camouflage wurde in Zusammenarbeit mit dem „Jacob Jonas The Company“ konzipiert und sucht eine menschliche Antwort auf die Kontrolle durch künstliche Intelligenz. Young und Jonas entwickelten als Reaktion auf die Einführung einer „Gangerkennungs“-Software, die 2018 von der chinesischen Regierung eingesetzt wurde, um zivile Unruhen in Hongkong zu unterdrücken, eine Tanzperformance. Die Überwachungssoftware soll Menschen anhand ihrer Bewegungen identifizieren können, also choreografierten Young und Jonas Körperbewegungen, welche die von Young als „Skeletterkennungs-Algorithmen“ bezeichneten Kontrollmechanismen überlisten können.

Mit ihren Bewegungen gelingt es den Tänzer:innen, sich dem KI-Überwachungsapparat zu entziehen, und somit spiegelt ihre Kunst unsere eigene Katz-und-Maus-Beziehung zur Technologie wider. Jedes neue Überwachungsinstrument erfordert neue zivile Anstrengungen, um den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten. Choreographic Camouflage verkörpert den Wunsch des Künstlers, dem Roboterauge durch eine Abfolge menschlicher Bewegungen zu entkommen, die als Tarnung fungieren sollen. Wie werden wir uns in der Öffentlichkeit verhalten, wenn die KI-Überwachung in städtischen Umgebungen immer verbreiteter wird?